Der Zweite Tag beginnt für meine Mann recht früh um 6.45, denn ich konnte die ganze Nacht schlecht schlafen und will wenigstens in den Morgenstunden ein kinderfreies Bett und ein wenig Schlaf.
Er geht also mit dem Kind spazieren, zuerst zur Rezeption, um nach einem Geldautomaten zu fragen (der befindet sich in Rosolina SUD), A. tigert also los, zurück durch die Anlage zum Ausgang SUD, um dort festzustellen, dass der Ausgang erst um 9.30 (Donnerstags 8.00, wegen dem Markt in Rosolina) öffnet. Also muss er den ganzen Weg zur Rezeption zurück, die Anlage dort durch den Haupteingang verlassen und von da, die Strecke, die er bereits drei Mal gelaufen ist ein viertes Mal zurücklegen um in der Ort zu gelangen. Nachdem er dem Automaten im Ort erfolgreich Geld entlockt hat kehrt er auf dem wohlbekannten Weg zurück zum Haupteingang. Von dort nimmt er dann gleich Semmeln mit, zum Frühstück.
Ich bin inzwischen auch wach, aber noch immer nicht genießbar. Das Frühstück ist lecker, mit Rosette und italienischem Porchetta, leider aber ohne Kaffee, da es komischerweise im Bungalow keine Mokkakanne gibt. Das Kind futtert derweil Blaubeeren und das mit einer solchen Begeisterung, dass die Männer erwägen eine Blaubeerspurlegemaschine zu konstruieren.
[Anmerkung: Mit dieser Maschine kann man eine Spur Blaubeeren durch eine Stadt legen und das Kind folgt einem fast von selbst, weil es die Blaubeeren eine nach der anderen isst. Um zu verhindern, dass das Kind zudem sämtliche Steine und Flusen verspeist, die es auf seinem Weg durch die Stadt noch finden kann und somit am Ende noch auf die falsche Fährte gelockt wird, muss die Stadt vorher gekehrt werden und danach muss erst eine Horde Testbabys die Strecke entlang geschickt werden, um zu überprüfen, ob auch ja kein Stäubchen übrig geblieben ist. Zudem muss man sich über den Mechanismus einigen, der die Blaubeeren sanft und im richtigen Abstand auf der Strecke platziert. Zur Debatte stehen, Aufzug, Abwurf oder Förderbandmechanismus.]
Nach dem Frühstück packen wir uns langsam zusammen um erneut zum Strand zu ziehen, so gegen 11.00 haben wir, nach ausgiebigem Eincremen, den kurzen Weg (ca. 100m) dann auch hinter uns gebracht und uns im Sand mit Sonnenliegen, Decken, Schirm und Sandspielzeug häuslich eingerichtet.
Schwager und Schwägerin gehen zuerst ins Wasser – während wir die Sachen und vor allem das Kind bewachen, da mein Mann das aber auch gut alleine kann, gehe ich mit dem Kind schwimmen, die Konstruktion, die eine abtauchen den Nachwuchses verhindert, ist aber noch nicht ausgereift, da das Kind entweder die Schwimmer im Gesicht hat, oder ob der ungleichmäßigen Gewichtsverteilung umkippt. Naja, halb so schlimm, denn man muss sie eh festhalten, die Schwimmhilfe dient eher dazu, sie nicht unter Wasser geraten zu lassen, sollte sie einem von uns entgleiten.
Nach dem Bad wird im Schatten getrocknet und ausgeruht (zumindest versuche ich das, was bei einem immer davon krabbelnden Kleinkind gar nicht so einfach ist). Als die Kleine schläft bieten sich Schwager und Schwägerin als Aufpasser an, damit mein Mann und ich auch mal alleine ins Wasser können, als Hilfesignal bei weinendem Kind, wird das Schwenken der roten Spielzeugnetzflagge vereinbart. Die Kleine hält erstaunlich lange durch. Danach wird noch fleißig im Sand gegraben und geformt, aber um 13.30 wird es allen, trotz Schirm zu warm und wir ziehen nach Hause um zu duschen und den Rest des Nachmittags auf der schattigen Terrasse zu verbummeln. Dort fällt dann auch auf, dass wir alle, trotz hohem Lichtschutzfaktor und überwiegendem Aufenthalt im Schatten, zu viel Sonne getankt haben, nur das Kind blieb, Gott sei Dank, von Sonnenbrand verschont.
Um 17.00 gehen wir wieder einkaufen, diesmal stehen, unter anderem eine Kaffeekanne, Wasser und Zutaten für Amatriciana-Nudeln auf dem imaginären Einkaufszettel. Nach dem Einkauf wird gekocht und gegessen, danach geht es in den Ort, das „Nachtleben“ erkunden.
In Rosolina Mare gibt es die typischen Touristenattraktionen, wie Spielhöllen, Marktstände und Arkaden die Urlaubsschnickschnack anbieten und Eisdielen. Es ist ganz nett dort die Hauptstraße entlang zu flanieren und mein Schwager kommt in den Genuss ein paar gewagte Sprünge auf einem Trampolin wagen zu können. Im Ort trennen wir uns, mein Mann und ich sind, bedingt durch meine Fotografiererei langsamer als die anderen beiden und wollen sie nicht unnötig aufhalten.
Wir kehren nach einer Stadtrunde in die Anlage zurück, tauschen Kinderwagen gegen Manduca und ziehen dort noch unsere Kreise, zum mysteriösesten Ort der Kindheit meines Mannes – die „Landzunge“ die im Norden der Anlage ins Meer hineinragt. Als Kind hatte mein Mann sich immer vorgestellt, dass dieser Steg, der Sporn am Stiefel Italien ist. Wir wagen uns in der Dunkelheit bis an die Spitze des Stegs vor und lauschen eine Weile dem Meer, ehe wir uns über den Strand auf den Rückweg zum Bungalow machen. Unterwegs treffen wir auf B. und V. die in der Nähe des Pools am Strand sitzen und mit Trauben und Wasser die romantische Aussicht auf das Meer bei Nacht genießen. Diese Nacht wird mir hoffentlich mehr Schlaf bescheren als die letzte. Einen Vorteil gibt es schon, denn von der lauten Discomusik, die es am Vorabend zu hören gab ist heute nichts zu vernehmen.