Der Nachtflohmarkt in Wasserburg ist der perfekte Tag für die Abreise nach Italien, denn Deutschlands Sommer zeigt sich von seiner besten Seite – es regnet wie aus Kübeln.
Um 3.00 morgens geht´s los Richtung Süden. Die Strecke bis nach Österreich wird zügig zurückgelegt, und nach dem Vignettenkauf in Kiefersfelden, liegt auch das Alpenland schnell hinter uns. Das Problem an solchen Fahrten ist ja die Müdigkeit, die einen zwangsläufig im Laufe des Morgens überkommt, vor allem, wenn man der einzige Fahrer ist – aber ich habe, dank Kaffee, tapfer durchgehalten und auch das Möhrchen war bewundernswert brav.
Erleichternt hat und die Fahrt auch die sensationelle Verpflegung von V. die und Willys wilde Nusskekse gebacken hat und zudem Blaubeeren in den Proviantkorb gesteckt hat – Das Kind findet letztere nahezu unwiederstehlich.
Problematisch wird die Reise das erste Mal in Padua, wo wir die Autobahn verlassen müssen um nach Rosolina zu kommen. Da Fahrer und Beifahrer die Information des Navis unterschiedlich interpretieren, „verfahre“ ich mich gründlich in Padua – am gefühlten hundertsten Kreisverkehr und inzwischen völlig orientierungslos (ich dachte wir sind mindestens 5mal im Kreis gefahren) lenkt und das Navi auf eine Straße, die Richtung Gioccia führt und wir haben das erste Mal seit einer Stunde wieder das Gefühl geradeaus und in die richtige Richtung zu fahren.
Dieser Richtung müssen wir noch ziemlich lang folgen hinter und ein Kamikaze-Wohnmobil, dass bei einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 halsbrecherisch jedes Fahrzeug zu überholen versucht, dass langsamer als 80 fährt. Allen Überholmanövern zum Trotz schafft es der Fahrer nicht, auf der ziemlich stark befahrenen Straße wesentlich schneller voran zu kommen als wir. Wir verlieren ihn erst nach ca. einer Stunde aus den Augen, aber nur, weil wir nach Rosolina abbiegen, er aber weiter geradeaus fährt.
In Rosolina beginnt die „lustige“ Suche nach dem Feriendorf – da es eine große Anlage ist, könnte man meinen, sie ein gut ausgeschildert, aber Pustekuchen, nach dem Kreisverkehr am Ortseingang ist kein Hinweisschild mehr zu finden. Wir irren also nochmal eine halbe Stunde durch den Ort, bevor ein Ortskundiger uns die richtige Straße nennt. Endlich angekommen, freuen wir uns alle auf den reservierten Bungalow und eine Runde entspannen.
Leider haben wir uns dabei zu früh gefreut, denn in der Anlage müssen wir das Auto erst mal abstellen und eine Nummer ziehen. Auf dem Display steht 46, wir ziehen die Nummer K 03. Aha, scheinbar fängt es nach der 99 wieder mit 0 an, ok, dann sind es ja nur ca. 50 Nummern, bis wir dran sind. Naja, bei dieser Überlegung haben wir leider übersehen, dass an der Tür zur Rezeption ein H aufgehängt ist, denn nachdem die 99 durch ist, kommt ein Angestellter und hängt ein J an die Tür (Gott sei Dank kein I) sonst wären wir womöglich im Auto verkocht….150 Nummern später darf A. und einchecken (Gott sei Dank haben wir für die Möhre einen Reisepass machen lassen, den wollen die Betreiber nämlich bei der Anmeldung haben, denn jeder Bewohner eines Bungalow muss mit Ausweis registriert werden. Ich halte für das nächste Mal fest – wenn möglich unter der Woche anreisen und nicht am WE, um diese Warterei in der Mittagshitze zu umgehen.
Nachdem das Auto neben dem Häuschen mit der Nummer 136 abgestellt ist, geht es ans Ausladen. Dabei werden bei meinem Mann Kindheitserinnerungen wach, denn früher hat er mit seiner Oma seine Ferien in Rosa Pineta verbracht.
Den Nachmittag verbringen wir am Strand, es ist so wie es sein soll, die Sonne scheint und ab und zu ziehen Wolkenfelder vorüber, die angenehme Kühlung verschaffen. Der Strand ist bevölkert, aber nicht überfüllt und das Wasser ist angenehm erfrischen aber nicht kalt.
Nur der Sand ist überall, in den Augen von Kind, in der Windel, auf allen Handtüchern und Decken, das ist wohl ein Fakt, den man in seinen Kindertagen entweder nicht bemerkt oder verdrängt, aber schlimm ist es nicht, eher ungewohnt. Das Kind hat einen Riesenspass in Wasser und Sand und hat seine Salzdosis, die es in einer Woche essen darf, mit Sicherheit schon am heutigen Tag überschritten.
Im Anschluss an das Sonnen- und Meerbad wird geduscht und dann zum Supermarkt gepilgert. Ich liebe das Italienische Lebensmittelsortiment. Wir stellen außerdem fest, dass auch in einer Ferienanlage ein Kinderwagen ungemein praktisch ist, wenn es darum geht Einkäufe nach Hause zu transportieren. Die Öffnungszeiten des Supermarktes sind hingegen für Deutsche ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Der Markt öffnet um 8.00 und schließt um 12.45 für eine ausgedehnte Siesta, die bis 17.00 (am WE 16.30) dauert, um 19.45 schließt er seine Pforten bis zum nächsten Morgen.
Nachdem alle Einkäufe verstaut sind wollen wir endlich etwas essen und zwar in der Weinstübe. Die Weinstübe gibt es schon immer in Rosa Pineta und meine Schwiegermutter, erzählt gerne davon, dass die Italiener ü-Punkte über das u gemacht haben, damit das Wort Deutsch aussieht – aber irgendwie können wir, als wir – nach einem ziemliche Umweg – die Weinstube erreichen, gar keine ü-Punkte entdecken. Das macht aber nichts, die Hauptsache ist ja, dass die Pizza ist lecker ist. Es gibt dort so abenteuerliche Kreationen, wie Pizza Nutella oder Pizza mit Pommes. Für mich gibt es Meeresfrüchte und Pizza mit Gemüse, A. isst eine Pizza Carbonara, mein Schwager Pizza mit Pommes und seine Freundin irgendeine Kreation mit Tomaten. Das Urteil ist eher solala, man kann die Pizza essen und sie schmeckt auch gut, aber herausragend lecker, ist das essen nicht. Das findet auch das Kind und befördert alles auf den Boden, was ihr zum Probieren gegeben wird, nur der Boden der Carbonara-Pizza findet ihre Gnade.
Nach dem, nun wesentlich kürzeren, Heimweg fallen wir alle ins Bett und verbringen, die einen mehr, die anderen weniger schlafend, unsere erste Nacht im Urlaub.